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Dieses Thema hat 6 Antworten
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 Konzertberichte
Wolfgang Offline



Beiträge: 34
Punkte: 34

08.05.2008 18:28
Sugar Ray Norcia am 07.05.2008 in Köln, Kantine Zitat · Antworten

Gestern war der BLUES in Köln. Und ich war dabei. Wie ca. 20 andere Zuschauer; mehr nicht.

Ein paar Harmonika-Kollegen waren anwesend und genossen herrlich unterhaltsamen Anschauungsunterricht aus erster Hand. Wer nicht Harper war, war Gitarrist, Bassist…..

Die Band ging damit um, wie es von ordentlichen Blues-Pro´s zu erwarten ist: Volle Kraft voraus; entsprechende Power, Leistung und Engagement ohne jeden Qualitätskompromiss, mit einem guten Schuss Jetzt-erst-recht-Druck. So etwas nennt man Berufsauffassung. Sugar Ray gab persönlich das Beispiel dafür vor, anderes hätte er seinen Leuten auch nicht durchgehen lassen.

Geboten wurde, wie gesagt, Blues, 100 Prozent davon, 50er-Jahre-Sachen, 60er-Jahre-Stücke und etwas Soul-Blues mir Anklängen an die Ronnie-Earl-Zeit des Meisters. High energy stuff ohne Rock-Kompromisse, und ohne jede Profilierungssucht. Mr. Norcia demonstrierte sämtliche Spielarten der Blues-Harmonika mit vollem Einsatz und allen üblichen Tricks des Genres, aber ohne Virtuosenblendereien, Overblow-Shows, „Custom-Stimmungen“ und sonst noch was, dafür aber mit toller Chrom-Einlage. Gestützt auf seine vorzüglichen gesanglichen Fähigkeiten führte er das Band-Spiel und stellt so eine funktionierende geschlossene Blues-Einheit her. Das exklusive Fach-Publikum reagierte immer richtig und nie an der falschen Stelle. Das Feed-Back zur Bühne war unverkennbar. So machte das Spaß. Ein echtes Erlebnis.

Sugar Ray und seine Leute stehen für die ungebrochene Lebenskraft des Blues. Hut ab vor solchen Typen. Danke, meine Herren.

Kann denn so eine Musik wirklich sterben? Die bereits in einer Reihe von Threads viel diskutierte Antwort lautet erneut: Bedauerlicher Weise - Ja! Das, was noch da ist, wird bei diesem Publikumsaufkommen mangels Finanzierungsgrundlage kurzfristig verhungern müssen.

Der Blues-Mann wäre nicht Blues-Mann wenn er sich persönlich davon unterkriegen ließe. Seine Devise lautet im Gegenteil: Immer weiter, bis zum letzten Atemzug vor dem letzten Zuhörer. Gerade für den unter Ausnutzung der jahrzehntelangen Erfahrung besonders gut und intensiv, denn der hat es verdient. You cannot cheat a Blues-audience. Davon scheint’s hier aber viel zuwenig zu geben. Zum Leben jedenfalls zu wenig.

To whom it may concern

Wolfgang

John Offline




Beiträge: 385
Punkte: 385

08.05.2008 18:48
#2 RE: Sugar Ray Norcia am 07.05.2008 in Köln, Kantine Zitat · Antworten

... und irgendwie kann und will man(n) das ganze nicht recht verstehen...
Handwerkliche und adäquate (Blues) Musik auf höchstem Niveau v.s. Mainstream-Dauer-Gummi-Blöd-Beschallung...
Und der Sieger ist...

Tja, aber auch der Veranstalter-Markt ist auf einen Punkt angelangt, wo man sich als ernsthafter Musiker wirklich fragen muss,
soll ich mir das wirklich antun...

Schrecklich zu erkennen: Viel versprechen, wenig halten und negativ Abzocken...

Nun ja, abgesehen von einigen wenigen positiven Ausnahmen - die es leider immer weniger gibt...

John


Lieber mal ein Narr für einige Minuten sein - als ein Depp für die Ewigkeit... ;-)

wolli Offline




Beiträge: 1.968
Punkte: 2.052

08.05.2008 23:15
#3 RE: Sugar Ray Norcia am 07.05.2008 in Köln, Kantine Zitat · Antworten

das klingt ja furchtbar--richtig traurig so etwas.. aber.. kann man diesen Abend zum Anlass nehmen,
um die Situation zu verallgemeinern? Ich weiß nicht, ich erlebe auch (Blues)-Veranstaltungen, wo die
"Hütte" voll ist. oder hast du das "sterben" auf die Harper bezogen? Auch daran nag ich nicht so recht glauben..

Gruß,Wolli

Mehr als die Vergangenheit interessiert mich die Zukunft, denn in ihr gedenke ich zu leben

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Wolfgang Offline



Beiträge: 34
Punkte: 34

09.05.2008 15:30
#4 RE: Sugar Ray Norcia am 07.05.2008 in Köln, Kantine Zitat · Antworten

@ Wolli,

ich hätte das nicht so geschrieben, wenn es ein Einzelfall wäre.

1.) Der letzte Bericht über ein Profi-Konzert im Forum war der der KStA über das Konzert von Connie Lush vom 25.04.2008. den Eifelblues unter den thread „Konzertberichte“ (wo er auch hingehört) gepostet hat.

Original-Zitat KStA-Artikel: „Gerade einmal 30 Zuschauer wohnten dem Konzert bei“

Eine Harp war meines Wissens weder angekündigt noch anwesend. Angesichts der bei Eifel-Events verlinkten Hörbeispiele – ich war leider terminlich verhindert - ist das hohe Lob des KStA über die musikalische Qualität des Connie Lush-Konzertes gut nachvollziehbar. Genutzt hat das weder den Künstlern noch dem Veranstalter.

2.) In den Postings von Markus und Eifelblues ist im Thread „Ist der Live-Blues am Ende“ aus November 2007- also vor etwa einem halben Jahr - von ähnlichen Zuschauerzahlen – 10 bis 30 Zuschauer – bei Konzerten in den Vormonaten bzw. Vorjahren und den dadurch bedingten katastrophalen Konsequenzen berichtet worden. Ein belgischer Veranstalter musste bekanntlich zumachen. Von Harpern war da übrigens nirgendwo die Rede.

Wir sind wieder an diesem Punkt angelangt.

@ John

Wenn Du auf die Veranstalter schimpfst, bei denen es selbstverständlich genug schwarze Schafe gibt, berücksichtige bitte Folgendes:

20 zahlende Zuschauer bei einem Kartendurchschnittspreis von 15 € bedeuten bestenfalls 300,- € netto für den Abend.

Unterstellt, dass dieser Betrag ohne jeden weiteren Abzug den Künstlern zufließen würde. (völlig realitätsabgehoben, aber machen wir es einmal)
Eine vier- bis fünfköpfige Band könnte selbst damit die unmittelbaren Kosten pro Spieltag einer Deutschland-Tournee, die da sind
- Transportkosten Mensch und Material,
- Kosten der PA und deren Bedienung,
- Abschreibung Instrumente/Verstärker,
- Verpflegung pro Tag,
- Übernachtungskosten,
- Versicherungsprämien
(nicht vollständige Aufstellung, anteilige Kosten von spielfreien Tagen fehlen z.B.)
lediglich zu einem Bruchteil decken. Bei 30 Zuschauern ist nur die Quote der ungedeckten Kosten etwas geringer.
Für die Kosten der Spielstätte, des Veranstalters Steuern und Abgaben und für Gage ist in dieser Rechnung kein Cent eingestellt. Der Veranstalter hat aber in der Realität alles davon am Bein.
Ein paar Mal kann ein seriöser, engagierter und musikverrückter Veranstalter einzelne Flops, die halt zum Geschäft gehören, mit Gewinnen aus anderen Sachen quersubventionieren. Wenn das aber regelmäßig passiert … (mit Rücksicht auf einige zartbesaitete aktive Diskussionsmuffel im Forum schreibe ich hier lieber nicht weiter)

Das Problem liegt offensichtlich darin, dass es zu wenig echte Bluesfans – respektive Musikfans – gibt, die die ökonomische Grundlage für Qualitätskonzerte liefern, wenn sie denn - selten genug – geboten werden. Das Forum ist offensichtlich nicht in der Lage gewesen, daran etwas zu ändern. Nicht mit gut gemachten Veranstaltungs-Ankündigungen, nicht mit lesenswerten Diskussionen (ja, die gab es einmal), nicht mit klaren Aussagen zur tatsächlichen Lage und auch nicht mit inhaltsfreien Statements wie „Was wollt ihr denn, wir halten doch den Blues am Leben“

Nee, eben nicht!

Wolfgang

John Offline




Beiträge: 385
Punkte: 385

09.05.2008 17:52
#5 RE: Sugar Ray Norcia am 07.05.2008 in Köln, Kantine Zitat · Antworten

Mein lieber Wolfgang...

Fakt ist nun einmal, das die Arbeitsmoral beider Parteien oder auch kurzfristige Geschäftspartner hier genannt -
in letzter Zeit leider enorm abgenommen hat!

And by the way...
Ich denke einfach mal, das die Zeiten vorbei sind wo sich adäquate semiprof. - prof. Bands sich mit einem Kasten Bier und einem 20er pro Nase ab-servieren lassen!

Jeder von uns hat seine Unkosten zu decken und schon deshalb sollte das Grundprinzip auch wieder heißen:
Leistung gegen Leistung!!!

Fazit:
Der "reine Bluesgenuss" ist und bleibt eine Randerscheinung hier in Deutschland und das mit seiner ganz eigenen und spezielen kleineren Zuhörerschar!

Schaue mal nach Frankreich, Italien, Holland, etc. da hoppelt der (Blues) Hase ganz anders durch die musikalische Umgebung!!!

Naja, wie dem auch sei...
Solange uns diese streckenweise und Niveaulose Mainstream-Dauerbeschallung 24h in die geschundenen Ohrmuscheln getrieben wird, desto geringer wird sich unsere Musikrichtung halten können...

Zwar stirbt der Blues nicht - aber das ständig vor sich hinsiechen - kostet verdammt viel Kraft!!!

John

Lieber mal ein Narr für einige Minuten sein - als ein Depp für die Ewigkeit... ;-)

Wolfgang Offline



Beiträge: 34
Punkte: 34

09.05.2008 19:43
#6 RE: Sugar Ray Norcia am 07.05.2008 in Köln, Kantine Zitat · Antworten

Lieber Kollege John,

den Verlust an Seriosität gewisser Veranstalter kann man gerade als Kölner gar nicht bestreiten. Hier wurde doch vor Jahren ein "Kneipenfestival" veranstaltet, bundesweit bekannte Spitzen der Kölner Musikszene haben gespielt und dann - warten die Kollegen heute noch auf ihre Kohle.... und warten und warten... Hier sind wir überhaupt nicht auseinander.

Auch Leistung gegen Leistung ist völlig richtig! Aber: Ohne auskömmliche Finanzierung muss auch der Seriöse zwangsläufig den Bach runter gehen. Fakt ist: Wenn man als ordnungsgemäß kalkulierender Kaufmann das Risiko sieht, dass die zu erwartende "kleinere" Zuhörerschar die realen Kosten der Leistung nicht aufbringen wird und man zwingend ins Minus gehen wird.... (nein, ich will das jetzt selbst nicht weiterschreiben)

Auch der Musiker muss kaufmännisch richtig kalkulieren - und er tut es auch, wenn er über die Runden kommen will. Ich habe einmal rein zufällig in einer Konzertpause den heftigen Wutanfall eines renommierten und cleveren US-Pro´s mitbekommen, der sich lauthals darüber beschwerte, dass im Rhein-Ruhr-Gebiet mit einem Einzugsgebiet von 5 Mio Einwohner um die Spielstätte knapp 300 Leute gekommen sind, während kurz zuvor in Luxemburg bei einem Einzugsgebiet von bestenfalls 600 000 Leuten mehr als 600 Leute da waren. Natürlich war der bei der nächsten Tournee nicht mehr im Rhein-Ruhr-Raum, dafür wieder in Luxemburg und im benachbarten Lothringen. Jeder Handelslehrer würde sagen: Prüfung in Kalkulationslehre mit "gut" bestanden. Aber schlecht für uns in der Blues-Diaspora!

Dein Fazit kann ich jederzeit unterschreiben - wenn ich noch die Schweiz und Luxemburg anfügen darf. Über Tod und Siechtum kann man natürlich philosophieren. Sei´s drum. Wer sich als Person gegen das eigene musikalische Ableben stemmt - so ist er eben, der Selbsterhaltungstrieb und die Hoffnung stirbt zuletzt - braucht in der Tat viel Kraft. Und das wirklich mit nicht weniger als mit drei Ausrufezeichen!!!

Ist vielleicht der Grund, warum ich das überhaupt noch schreibe.

Wolfgang

P.S. War schön, mal wieder gepflegt zu diskutieren.

John Offline




Beiträge: 385
Punkte: 385

09.05.2008 22:22
#7 RE: Sugar Ray Norcia am 07.05.2008 in Köln, Kantine Zitat · Antworten

@ P.S.
Sehe ich genauso!
Schönes Wochenende :o)
John

Lieber mal ein Narr für einige Minuten sein - als ein Depp für die Ewigkeit... ;-)

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