So, Ihr alten Gitarreros, jetzt haben wir den Schlamassel: Nach der Gitarre,die sich selbst stimmt, kommt die Firma Gibson jetzt mit der voll digitalen Klampfe. Hier der Beitrag dazu aus SPIEGEL ONLINE. Schönen Gruß
Markus
Die analoge Digitalgitarre Von Matthias Kremp Eine Gitarre und ein Netzwerkkabel? Das passt normalerweise nicht zusammen. Die US-Firma Gibson ist angetreten, das Gegenteil zu beweisen - mit einem Instrument, das mit Digitaltechnik vollgestopft ist. Der Koffer, in dem Gibson die HD.6-X Pro Digital Les Paul anliefert, hinterlässt einen bleibenden Eindruck. Er hat Rollen, damit man ihn nicht immer tragen muss, ist locker doppelt so schwer wie normale Gitarrenkoffer. Das liegt freilich nicht an der Gitarre selbst. Vielmehr sind es das enthaltene Zubehör und der Koffer selbst, die etliche Kilo auf die Waage bringen. Denn in dem robusten Transportpaket steckt weit mehr als bloß eine Gitarre. Im Koffer steckt ein komplettes digitales Musiksystem.
Was es damit auf sich hat, erschließt sich freilich nicht auf den ersten Blick. Denn die blau lackierte Les-Paul-Gitarre sieht aus wie eine Les Paul, fühlt sich an wie eine Les Paul - und ist doch vollkommen anders. Wie anders die HD.6-X Pro tatsächlich ist, verrät ein Blick auf ihre Anschlussbuchsen. Wo normalerweise eine schlichte Klinkenbuchse steckt, sind bei diesem Modell ein paar Anschlüsse mehr zu finden. Besonders auffällig ist der Ethernet-Netzwerkanschluss, der an eine E-Gitarre eigentlich nichts verloren hat. Doch genau dieser Anschluss ist das Besondere an der neuen Gibson. Über ihn wird der digitalen Datenstrom der Gitarre an eine Art Settop-Box, genannt "Bob" (Break-out-Box), weitergereicht. Spaß mit "Bob" Und Bob hat es in sich. Nicht weniger als elf Anschlussbuchsen (plus Stromanschluss) zieren die Frontplatte des schwarzen Kästchens. Das sind immerhin zehn mehr als bei normalen E-Gitarren. Zwei davon dienen dazu, den Klang der Gitarre in Stereo auszugeben. Das wäre an sich nichts Besonderes, wären linker und rechter Kanal nicht nach Saiten sortiert. Links kommt der Ton der drei tiefen Saiten (E-A-D) heraus, rechts jener der drei hohen Saiten (G-H-E). Aber auch das scheint noch wie Kleinkram, betrachtet man, was sich darunter befindet. Denn zusätzlich bietet Bob sechs Einzelausgänge, für jede Saite einen. So etwas hat es bisher noch nicht gegeben. Möglich macht's ein neuer Tonabnehmer, von Gibson "Hex Pickup" genannt. Der ist so winzig, dass man unter jeder der sechs Gitarrensaiten einen davon platzieren kann. Das Ergebnis sind sauber von einander getrennt Klangsignale für jede der Saiten. Diese Signale auf herkömmliche Weise aus der Gitarre zu leiten, wäre allerdings schlicht unmöglich gewesen, hätte einen gewaltigen und schweren Kabelbaum erfordert. Eine digitale Lösung für ein analoges Problem Um dieses Problem zu umgehen, werden die Signale der sechs Hex-Pickups noch in der Gitarre digitalisiert, über ein spezielles Ethernet-Kabel an "Bob" geschickt und erst dort wieder in analoge Tonsignale umgewandelt. Der Lohn des immensen Aufwands: Über Bob kann man den Klang jeder Saite einzeln an ein Mischpult oder einen Verstärker weiterleiten. Wer mag kann also sechs Verstärker benutzen, um der Gitarre Gehör zu verschaffen. Sinnvoller dürfte es freilich sein, die sechs Einzelausgänge mit einem Mischpult zu verbinden. So lässt sich der Klang jeder Saite einzeln formen, mit Effekten verbiegen und im Raum positionieren. Ebenso gut kann man aber auch nur ein normales Mono- oder Stereosignal aus Bob abgreifen und an ein oder zwei Gitarrenverstärker weitergeben. Dabei, so Gibson, profitiert man immerhin noch vom Digitalvorteil und bleibt von Rauschen und Störgeräuschen verschont. Über Strecken von bis zu 100 Metern, so der Hersteller können das Signal so transportiert werden. Wohl dem, der ein so riesiges Studio besitzt. Sie kann auch analog sein Doch damit nicht genug, verfügt die Digital-Les-Paul noch über zusätzliche Eingänge. So lässt sich beispielsweise über Bob ein Stereosignal, etwa von einem MP3- oder CD-Player, in die Gitarre einspeisen, mit dem Gitarrensignal mischen und über den eingebauten Kopfhöreranschluss abhören. Zusätzlich kann man sogar ein Mikrofon an die Gitarre stöpseln und auf diese Weise zur autarken One-Man-Band werden. Oder man nimmt einfach ein Standard-Gitarrenkabel und verbindet die HD.6 Pro über ihren Analogausgang mit einem gewöhnlichen Gitarren-Amp. Angesichts eines Listenpreises von 4500 Euro mögen solche Simpel-Spielereien für ein derartiges Hightech-Gerät vermessen erscheinen. Andererseits aber, kann man problemlos auch doppelt so viel Geld für eine Les Paul ausgeben - ganz ohne Digital-Schnickschnack. Die Musikergemeinde scheint den Hybriden aus digitalem Hightech und analogem Handwerk bislang allerdings nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt zu haben. Bislang gibt es keine Beispiele, die zeigen, wie ein Gitarrist die Möglichkeiten des digitalen Systems tatsächlich sinnvoll genutzt hat. In dem seit Mitte des Jahres für Diskussionen offenen Forum zur Digitalgitarre sind gerade mal zehn Beiträge veröffentlicht worden. Aber das kann noch kommen - schließlich gehört die Digitalgitarre zu den Lieblingsprojekten von Henry Juszkiewicz, dem Chef von Gibson.
Tja, es wird so weit kommen, dass die Roadies erst mal Informatik studiert haben müssen, bevor sie auf der Bühne die Gitarren anstöpseln. Und für Amateurmusiker wird es spezielle Kurse in der Volkshochschule geben: Wie entlocke ich meiner digitalen Gitarre den ersten Ton Ich glaub, ich wandere aus in den Urwald und zupfe dort Töne auf einer Liane, die ist garantiert analog! seufzt
Ich hätte für solch ein Teil keine ernsthafte Verwendung, habe auch nicht darauf gewartet. Immerhin kann ich aber 2 Pluspunkte erkennen:
1. Keine Nebengeräusche!!! 2. Schöne Spielerei im Studio mit völlig neuen Möglichkeiten und bis dato unbekannten Sounds. Auch lässt sich z.B. über ein Mischpult eine wirklich ausgeglichene und optimierte Balance zwischen den Saiten erreichen. Auch könnte ich mir im Studio total abgefahrene Slide Sounds (open Tuning) über 6 Kanäle vorstellen.
Da ich selbst aber den Blues & More bevorzuge reichen mir meine 3- 4 Sounds, welche auf konventionelle Weise erzeugt werden !