Freygang macht weiter. Das Abschiedskonzert von "AGP" war bereits nach wenigen Tagen ausverkauft, obwohl das "Kesselhaus" etwa 1000 Zuschauer fasst. Unzählige Fans mussten draußen bleiben! Aber es geht weiter: am 6.03.09 im "Schokoladen" in Berlin und am 7.03.09 im WOTUFA-Saal in Neustadt/Orla! Für die enttäuschten Fans hat das Freygang-Management schon jetzt zwei Sommer-Open Air geplant, bei denen auch die Gäste vom 16. Januar dabei sein werden und man wird Andre gedenken!
Hallo Mickfender, die Überschrift von "Blueser" bezieht sich auf eine Textzeile von Andre Greiner-Pohl:
"Der Blues muss bewaffnet sein, sonst glaubt dir kein Schwein"
und auf die Frage, ob Freygang ohne ihren "Kapitän" weiterspielen wird.
Mittlerweile hat die Band gesagt: sie werden!
Aber zu diesem Thema kann "Blueser" als "Mann vor Ort" sicherlich mehr beitragen als ich.......
(ich war zwar Anfang des Jahres in Berlin, habe das Abschiedskonzert in der Kulturbrauerei aber leider knapp verpasst)
Wer mehr über "Freygang" und Andre Greiner Pohl wissen möchte hat dazu heute abend im mdr-Fernsehen Gelegenheit:
artour | MDR FERNSEHEN | 22.01.2009 | 22:05 Uhr
Abschied vom "Freygang"-Sänger André Greiner-Pol Es war 1977 und tiefste DDR, als André Greiner-Pol die Rhythm & Blues-Band "Freygang" gründete. Er war ihr Sänger, Sprachrohr und ihr Held. Jetzt ist er tot. Am 15. Dezember starb er an einem Herzinfarkt mit nur 56 Jahren. Seine Kollegen, Fans und Freunde widmeten ihm am 16. Januar ein Abschiedskonzert.
Die Band Freygang mit Sänger André Greiner-Pol (links hinten)Nonkonformität im Realsozialismus Es dauerte nicht lange, da wurde aus dem Blues Punk. DDR-Punk. "Der Blues muss bewaffnet sein, sonst glaubt dir kein Schwein", sang André Greiner-Pol, kurz AGP genannt. Gut dreißig Jahre lang rockten AGP und Freygang durch anarchische Gefilde, mehrfach erhielt die Band Auftritts-Verbot und kam in Haft. Doch davon ließen sich "Freygang" nicht beeindrucken: Für die Dauer der Auftrittssperre formierten sie sich einfach neu und benannten sich um. Die Fans störten sich nicht daran. Im Gegenteil, jetzt erst recht! Denn was zählte, war die Musik, waren die Texte, war der Widerstand. Und das gab es auf den Konzerten, die zum Ereignis wurden. Nonkonformität im Realsozialismus. Es versteht sich von selbst: Alben und Veröffentlichungen waren zu DDR-Zeiten für "Freygang" nicht zu machen. Die kamen später, nach der Wende.
"artour" blickt zurück, nimmt Abschied von André Greiner-Pol und war für Sie beim Konzert in Berlin.
Man könnte wirklich den Zeiten nachtrauern. Wo sind die Leute von vor 1990? Ich habe die Erfahrung machen müssen, dass man heute die Menschen nicht wirklich aktivieren kann. Egal für was! "Nonkonformität" als Lebenseinstellung scheint heute nicht mehr stattzufinden oder nur noch am Rande der Gesellschaft. Jeder will dazu gehören. "Millionen sind 1989 erfolgreich in Deutschland angekommen und leben nun alle in der Furcht, dass ein Spatz auch auf ihr schönes dickes schwarzes Auto sch... könnte."
Hoffen wir, dass es eine falsche Einschätzung ist.
Dank deines TV-Tipps habe ich mir den Beitrag im mdr über Freygang und Andre Greiner Pohl angeschaut und dabei auch die betreffende Textzeile vernommen! Den Schlußsatz fand ich sehr schön: "Der Kapitän ist von Bord gegangen."
ich fand den mdr-Beitrag zwar recht kurz, aber inhaltlich gut gelungen. Die von dir angesprochene "Nichtkonformität" dürfte in der Geschichte und auch aktuell bei der Band "Freygang" sicher in großem Maße zu finden sein. Ich persönlich bin erstmals vor einigen Jahren auf Freygang aufmerksam geworden durch den Artikel von Band-Mitglied Kay Lutter im Buch "Bye Bye Lübben City" (ein sehr emphehlenswertes Buch über die Blues-Szene in der ehemaligen DDR). Daraufhin habe ich dann das (leider inzwischen vergriffene) Buch von Andre Greiner-Pohl "Peitsche, Osten, Liebe" gelesen, hier eine, wie ich finde sehr zutreffende, Kunden-Rezension bei Amazon: "Andrè Greiner-Pol erzählt hier die unendlich interessante Geschichte über sich und FREYGANG. Einen hervorragenden Rahmen erhält dieses Werk durch die Leistung des Herausgebers Michael Rauhut. Hier wurde Geschichte niedergeschrieben, über die es zu lachen lohnt, die nachdenklich gegenüber doktriner KommunismusKultur macht, die STASIbeziehungen offenlegt und Lichtblicke in die subkulturellen Saiten der DDR schafft. FAZIT: Einfach hervorragend."
Als langjähriger Fan von Freygang begrüße ich sehr, daß Freygang weitermacht. Ich kann mir mir zwar noch nicht so richtig vorstellen, wie das ohne AGP klingen soll, aber schön ist es doch.
Der Blues existiert, seit die Welt existiert. Der Blues ist die Wurzel der Musik, der Ursprung von Rock `n` Roll und Punk oder was sonst noch. Blues und Kirche - alles ist darum herumgebaut, und alles hat seinen Ursprung dort: Blues ist die Geschichte von Mann und Frau. Der Beginn der Welt. Adam und Eva im Paradies.