Der Blues ist los an diesem Wochenende: Eutin, Altzella, Dresden, „Monokel“ in Freiberg, „Engerling“ im Spreewald und „Backwater“ in Berlin. Mich zog es in den Oderbruch, wo der „Blues-Papst“ der ehemaligen DDR mit seiner „Jonathan-Blues-Band“ gastierte. Die Band besteht inzwischen auch schon 29 Jahre. „Jonathan“ wurde 1980 von Peter Pabst (voc, g) und Hagen Dyballa (voc,b) gegründet und gehörte in den 1980er Jahre zu den bekanntesten Bands der DDR-Bluesszene. Pabst hatte zuvor mit „Holly“ Hollwas gespielt und Dyballa kam von der „Passat-Blues-Band“. Seit 1995 sitzt Matthias Fuhrmann am Schlagzeug. "Jonathan" spielt in der klassischen Dreier-Besetzung, wird aber regelmäßig durch Gastmusiker ergänzt. Stammgast ist „Matze“ Stolpe, so auch an diesem Abend im „Quappenhof“. Stolpe zählt seit Jahren neben Igor Flach, der im vergangenen Jahr viel zu früh verstorben ist, und Bernd Kleinow zu den besten Bluesharpern im Osten. An diesem Abend hatte Pabst einen weiteren Gitarristen mitgebracht: „Kuhle“ Kühnert von „Monokel“. Gegen 21:00 Uhr ging es endlich zur Sache. Nach einigen bekannten internationalen Bluesnummern gab es dann auch deutschsprachigen Blues aus eigener Feder. Wiedererkannt habe ich keinen dieser Titel. Es ist wohl zu lange her, seit ich Jonathan das letzte Mal hörte. An „Daddys Boogie“ und „Blues in der Nacht“, zu hören auf der 1987 erschienen Amiga-LP, kann ich mich noch erinnern. Gefallen hat mir der „Katzenfreund“. Der Text stammt übrigens vom Engerling-Frontmann „Boddi“ Bodag. Nach einer Pause kam sie endlich auf die Bühne. Begrüßt hatte ich sie längst, die kleine Frau mit der großen Stimme: Christiane Ufholz. Die Ufholz stammt aus Leipzig. Entdeckt wurde sie von Klaus Renft, der sie Anfang der 1960er Jahre in seine damalige Band „The Butlers“ holte. Ihre große Zeit hatte sie zu Beginn der 1970er Jahre als sie neben Stefan Trepte bei „Lift“ sang. Später wanderte sie zum Jazz ab und sang bei Klaus Lenz und Günther Fischer. Im Zusammenhang mit der Ausbürgerung Biermanns aus der DDR ging sie in den Westen und beendetet ihre Kariere. Anfang der 1990er Jahre kam sie zurück und ging mit dem Gitarren-Duo „Windminister“ auf Tour durch den Osten, begleitete 1997/1998 Klaus Renft auf seine „als ob nichts gewesen wär“-Tour und arbeitet seit 2002 regelmäßig mit „Jonathan“ zusammen. In Quappendorf sang sie Bluesstandards wie den „Stormy Monday Blues“, „Little Red Rooster“ und „Hoochie Coochie Men“. Als gegen 23:15 der letzte Titel verklang, die Band die Bühne verließ, machte die Ufholz a cappella weiter. Und das Publikum dankte es ihr.