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rockinxxl Offline




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Punkte: 354

11.09.2009 09:45
Johnny Mastro & Mamas Boys Zitat · Antworten

HEUTE in der Alten Mühle in Eutin ab 20 Uhr: Johnny Mastro & Mamas Boys

Das Equipment wirkte eigentlich relativ unspektakulär. Ein ziemlich mickriges Schlagzeug, einige zierliche Amps und zwei Gibson Gitarren am linken Bühnenrand waren alles was zu sehen war. Im Grunde genommen ein recht bescheidener Anblick, der in keinster Weise erahnen ließ, was hier gleich abgehen sollte, als die vier Kalifornier um ca. 21.30 Uhr mit ihrem Gig begannen. Unwillkürlich wurde ich an die Blues Brothers erinnert, denn optisch fielen zunächst einmal die Sonnenbrillen und die dunkle Kleidung der Band auf. Lediglich Bassist Mike Hightower zeigte sich mit Jeans und T-Shirt 'normal' gekleidet. Die Show konnte starten…!
Und das tat sie dann auch - Und wie! Mit voller Wucht trafen schon die ersten Schläge von Drummer Jimmy Goodall meine Gehörgänge wie Donnergrollen. Der Bass setzte ein und ein wohliges Grummeln ging mir durch die Gedärme. Holla, was für ein satter Sound. Genau das Richtige für diese Art von Musik. Das war schon mal der perfekte Background. Und genau so druckvoll ging es weiter, als Gitarre und Bluesharp einsetzten. Zwar klang die Klampfe am Anfang des Sets noch etwas dünn, was sich aber sehr schnell änderte. Sofort begann Smokehouse Brown mit einem schönen Slide-Einsatz und wurde schon nach wenigen Sekunden Eins mit der dominierenden Harmonika von Johnny Mastro. Canned Heat mit dem unvergessenden Alan Wilson ließen grüßen, wie er sich von dem unkonventionellen Gitarrenspiel eines Henry Vestine begleiten ließ. Diese waren von Anfang an ein Schlag in die Fresse jedes Zuhörers.
Vom ersten bis zum letzten Ton gab es keinerlei Kompromisse. Volle Kanne von vorne bis hinten. Schweiß, Alkoholdunst und Tabaksrauch waren förmlich spürbar, wenn Johnny Mastro mit voller Hingabe ein Solo nach dem anderen aus seiner Harp herausholte und so ganz nebenbei auch noch das Gesangsmikro bediente. Noch immer ist es mir schleierhaft, wo der Mann die Luft dazu hernahm, um so ein Feuerwerk abzubrennen. Schnell war er völlig durchgeschwitzt, was ihn aber nicht davon abhielt, mindestens ein Drittel der Show kniend oder auf dem Boden liegend zu absolvieren. Dieser Mann versteht es wirklich, eine perfekte Performance an den Tag zu legen.
Das Publikum war begeistert und geizte nicht mit spontanem Zwischenapplaus. Übrigens auch nicht beim Gitarristen Smokehouse Brown, der immer wieder fast ekstatische Ausbrüche zeigte und förmlich zu explodieren schien, während er seinen Sechssaiter malträtierte. Diese Band machte einfach keine Gefangenen. Dabei spielte virtuoses Können keinerlei Rolle. Es gab nur Druck, Rotz und Schmodder auf die Lauscher, wie ich es bisher noch bei keinem meiner Konzerte erlebt habe. Wo gibt es schon mal einen Harpspieler, der in einer Entfernung von knapp einem Meter vor einem RockTimes-Redakteur kniet und sich dabei den letzten Sabber aus der Mundhöhle bläst. Einfach nur großartig!
Schon vor dem Zugabenteil brodelte es im Saal. Immer wieder wurden Pfiffe und Anfeuerungsrufe laut, die die Musiker noch weiter pushten. Noch einmal warf sich Johnny Mastro auf die Knie und startete zu einem wilden Jam mit Smokehouse Brown, der, nun ebenfalls schweißgebadet, auf der Bühne stand und in letzten Zuckungen den Mikrofonständer mit seiner Gitarre vergewaltigte. Johnny Mastro & Mama's Boys hatten ein grandioses Finale hingelegt.
Die gut zwei Stunden dauernde Power-Show trieb mir und den anderen Besuchern den Adrenalinspiegel in ungeahnte Höhen. Die Songs wurden zum großen Teil direkt hintereinander ohne Pause gespielt, was von den Zuhörern dankbar angenommen wurde. Die Band zeigte eine unbändige Spielfreude und sorgte so für einen richtig tollen Konzertabend.
Normalerweise halte ich mich mit 'guten Ratschlägen' lieber etwas zurück, doch im Falle von Johnny Mastro & Mama's Boys würde ich jedem Leser einen Konzertbesuch empfehlen, der die Möglichkeit hat, die Band live zu erleben. Wer diese Chance nicht nutzt, der verpasst wirklich etwas!

Bernd

the blues is alright and don't forget to boogie

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