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Dieses Thema hat 2 Antworten
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 Konzertberichte
wolli Offline




Beiträge: 1.968
Punkte: 2.052

08.05.2007 08:01
Leverkusener Bluesfest am 6.5.07 mit J.L. Hooker jun. Zitat · Antworten

Leverkusneer Anzeiger am 7.5.2007

Boom, Boom, BoomVON FRANK WEIFFEN, 07.05.07, 16:20h

Blues ist dreckig. Blues ist cool. Blues ist anzüglich. Bei diesem ursprünglichsten aller afroamerikanischen Musikstile kommt es nicht darauf an, „perfekt“ am Instrument zu sein. Es geht vielmehr darum, den Zuhörern die Schamesröte ins Gesicht zu treiben. Ihnen zu zeigen: Seht her, das Leben mag manchmal hart sein. Aber ich bezwinge es. Und ihr könnt das auch. Also steht gefälligst auf. Schnappt euch euer Schätzchen. Und dann amüsiert euch auf Teufel komm raus. Beim Bluesfest in der ausverkauften Stadthalle amüsierten sich knapp 600 Menschen.

Als erstes auf der Bühne: Roxanne Potvin. Von den drei „Blues Guitar Women“ der „Blues Caravan“ - schon im vergangenen Jahr in Leverkusen zu Gast - ist die Kanadierin die Jüngste (23) und erst seit diesem Jahr dabei. Diesem Umstand mag auch ihre Zurückhaltung auf der Bühne geschuldet sein: Potvin schlägt eher ruhige, gelassene Töne an. Das Posen und Sich-zur-Schau-Stellen mit dem Handwerkszeug, der Gitarre, ist ihr Ding nicht. Als einzige der drei Musikerinnen trägt sie ein Kleid, gibt eher die „Grande Dame“ denn das „Bad Girl“.

Beim Wechsel zu Deborah Coleman zieht das Tempo dann spürbar an. Mit Rastafrisur, Sonnenbrille und Bluejeans macht sie auf Bluesrock, immer wieder sind bei ihr Jimi Hendrix oder Stevie Ray Vaughan herauszuhören. Die Licks (Läufe) perlen vom Griffbrett der schneeweißen Telecaster, mit Genuss haut die 51-Jährige dem Auditorium ihre verzerrten Bluenotes um die Ohren, streckt die Arme aus, lässt sich verschwitzt feiern - und räumt den Platz für Sue Foley. Schnell wird klar: Mit ihr besitzt das Bluesfest den ersten Höhepunkt.

Die rothaarige, langmähnige Kanadierin hat alles drauf: Der spartanische, oftmals nur mit Gitarre instrumentierte Blues eines Muddy Waters oder Elmore James liegt ihr ebenso, wie der treibende Rock eines Keith Richards. Die 39-jährige Foley setzt Verweise an den Country- und Western-Stil, zitiert den Jazz, spielt Slidings und beherrscht den schnellen Wechsel zwischen Plektrum-Spiel und Finger-Picking traumhaft sicher.

Lässig

Was die Frau hingegen so gar nicht kann, ist, ruhig stehen zu bleiben. Absolut unmöglich. Mal spielt Foley im Sitzen, tief über die Gitarre gebeugt. Mal stützt sie einen Fuß lässig auf die Monitorbox am Bühnenrand und lässt die Haare zur Improvisation wirbeln. Ihre Gitarre umklammert sie dabei mit jener Mischung aus Umständlichkeit und Liebe, mit der schon Johnny Cash dieses Instrument Zeit seines Lebens hielt. Foley schnurrt wie eine Katze, säuselt lasziv wie Nina Persson von den Cardigans ins Mikrofon.

Dann wieder wird es rau, wird es heftig, rotzt sie ihre Musik mit schriller Stimme ins Publikum. Das ist augenscheinlich begeistert - umso mehr, weil die drei Damen anschließend für ein paar Stücke noch einmal gemeinsam auf die Bühne kommen. Nach dem Gig ist es dann - natürlich - Foleys Sache, den Abend laut lachend im amerikanisch-deutschen Kauderwelsch als schlichtweg „Wonderscheise“ zusammenzufassen.

Obwohl: Vorbei ist der ja nicht. Für die Fans folgt schließlich noch eine Audienz bei John Lee Hooker Junior - dem Sohn des gleichnamigen „Godfather of blues“. Nörgler behaupten ja immer wieder gerne, der gute Mann lebe nur vom Namen seines Übervaters. Aber das stimmt nicht: Hooker Junior macht sein eigenes Ding.

Wo der Vater lässig im Sitzen rockte, ist der 55-Jährige der große Zampano auf der Bühne. In seinem schwarz-roten Anzug, dem schwarz-roten Hut und der Sonnenbrille sieht John Lee Hooker Junior eher aus wie ein das Publikum aufpeitschender MC („Master Of ceremonies“) aus den Gefilden des Hip-Hop oder Rap denn ein traditioneller Bluessänger.

Väterliches Erbe

Und was dem Vater seine geliebte schwarze „Lucille“-Gitarre war, das ist dem Sohn das Mikrofon und das weiße Taschentuch, mit dem er sich stetig Wange und Stirn antupft. Nur die Musik ist und bleibt die gleiche - wenn auch im härteren, lauteren Gewand. Angetrieben und befeuert von einer fantastischen Band bietet Junior einen Parforceritt durch seine beiden Studioalben „Blues with a vengeance“ und „Cold as ice“ - und lässt dabei auch das väterliche Erbe nicht zu kurz kommen: „Boom, Boom, Boom“ - unvermeidlich - steht auch dem Thronfolger gut zu Gesicht. Erst nach gut zwei Stunden ist Schluss. Hooker geht von der Bühne, die Band spielt weiter. Dann beschließt ein dröhnendes Schlagzeugsolo den Abend. Boom, Boom, Boom. Nur das zählt.

Angefügte Bilder:
1176040369161l.jpg   1176040369167l.jpg   1176040369171l.jpg  
Kristian Pohlmann Offline



Beiträge: 24
Punkte: 24

09.05.2007 13:33
#2 RE: Leverkusener Bluesfest am 6.5.07 mit J.L. Hooker jun. Zitat · Antworten

Cooler Bericht! Danke! Habe wohl was schönes verpasst...
....aber auf Jeff Healey in November (und Ian Parker auch ein super Talent) freue ich mich tierisch drauf!

wolli Offline




Beiträge: 1.968
Punkte: 2.052

09.05.2007 13:34
#3 RE: Leverkusener Bluesfest am 6.5.07 mit J.L. Hooker jun. Zitat · Antworten

Hallo Kriss, auf Jeff freue ichh mich auch ganz besonders.. ich habe ihn bereits einmal live in Leverkusen erlebt.. anschließend hat er noch in einem "kleinen Lokal" auf der Hauptstraße gejammt

Einfach einzigartig, wie er seine Gitarre behandelt und "handelt"..

Gruß, Wolli

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