Die anderen, besonders Reiner haben das schon sehr anschaulich erklärt. Aber wir neugierigen Menschen wollen ja immer hinter die Oberfläche schauen und Zusammenhänge verstehen, nicht wahr?
Tonika, Subdominante und Dominante bezeichnen Stufen der Funktionsharmonik, also hat jeder Akkord eine FUNKTION in der Komposition eines Blues.
Einfach ausgedrückt ist die Tonika die Stufe mit der geringsten Spannung, sehr einleuchtend, da der Tonika-Akkord auf dem Grundton aufgebaut ist, "da will man immer wieder hin", alles verweist sozusagen auf die Tonika. Meistens werden die Stücke ja auch dann damit beendet (und so die harmonische Spannung abgebaut).
C-Dur Tonika besteht aus den Tönen: C E G (Terzschichtung)
Die Dominante wiederum ist die Stufe mit der meisten Spannung zur Tonika, der Zuhörer verlangt einfach danach, das die Spannung der Dominate durch die Tonika gelöst wird.
Bsp G: G H D
Warum ist das so? Wenn du dir Melodien anschaust, siehst du, dass diese oft am Ende von der Septime (Bsp.: H) auf den Grundton (C) schließen, man sagt auch dass der Leitton zum Grundton hinführt. Die Septime ist dabei der Ton mit der größten Spannung, der Grundton der mit der niedrigsten. Erfahren kannst du das am einfachsten, wenn du die Töne mal gemeinsam auf deinem Instrument anschlägst. Die kleine Sekunde ist ein Intervall, das eine Menge "Reibung" erzeugt.
In der Dominante ist dieser Ton prominent als Terz (H) vorhanden, es reibt sich also stark mit dem C, dass der Zuhörer ja noch als Grundton in Erinnerung hat. Dies wird als Spannung wahrgenommen, die beim Zuhörer ein starkes Bedürfnis nach Auflösung in die Tonika erzeugt.
Du hast ja auch schon den Begriff Turnaround kennengelernt: Beim 12-Takt-Bluesschema wird dieser (meist) mit der Dominate beendet, so verweist dieses automatisch wieder auf die Tonika, mit der man den nächsten Chorus (Durchgang, Strophe) beginnt.
Probiere mal einfach, mit der Dominante aufzuhören, wie fühlt sich das an?
Und die Subdominante? Nun, die ist dazwischen, nicht so spannungsarm wie die Tonika, nicht so "aufreibend" wie die Dominante. Ihren Namen hat sie daher, dass sie eine Quint unter (sub) der Tonika liegt, aber man kann das (als Eselsbrücke) auch so deuten, dass sie halt weniger "dominant daherkommt", von hier aus kann es in die eine (Tonika) wie in die andere (Dominate) Richtung gehen.
Nun werden beim Blues natürlich meist nicht Dreiklänge, sondern Vierklänge mit eigentlich nicht diatonischen Septimen verwendet. Das verschärft die Spannungsverhältnisse nochmals wie Chillie!, denn bei der Auflösung von G7 (G H D F)nach C7 (C E G Bb) werden gleich drei kleine Sekunden (= krasse Reibungserzeuger) aufgelöst. Und welche sind das?
Das 12-Takt-Schema ist übrigens an sich schon eine Vereinfachung, besonders bei den alten Bluesmeistern, und besonders bei Solisten, findest du öfter abweichende, auch krumme Taktzahlen, darunter auch 11 1/2 etc.
Bluenotes und IntonationNeben diesen funktionsharmonischen Betrachtungen werden im Blues auch noch besondere Töne gespielt, die sogenannten
Bluenotes, die aus der afrikanischen Pentatonik stammen, in der die Tonabstände anders (und gleitender) verstanden werden als in unserer europäischen Musik.
Meist wird von einem Ton gesprochen, der zwischen kleiner und großer Terz liegt, sowie einem zwischen reiner und verminderter Quinte.
In der europäischen Literatur werden diese "Blue Notes" häufig als "traurig" beschrieben, anderswo (leider weiß ich nicht mehr wo) habe ich aber mal gelesen, dass diese von Afrikanern eher als ekstatisch empfunden werden. Wer hat nun recht?
Hört man bei den Meistern genauer hin, wird man aber auch andere Töne als ineinander gleitend, eigenwillig intoniert erhören. Ich würde sagen, der Blues hat mit unserer europäischen temperierten Stimmung wenig zu tun, er ist in gewisser Weise mikrotonal bzw. frei angelegt, wobei jeder Künstler seine eigene Intonation anwendet, woraus sich klar erkennbare Personalstile ergeben (zusammen mit Rhythmik, Klang, Improvisation und Arrangement natürlich).
Hier findest du eine nützliche Information mit Links zu den Begriffserklärungen (Tonika, Dominante & Co.) und vielen Infos zur Geschichte:
http://de.wikipedia.org/wiki/Blues#Das_Blues-Schema