ich bin neu in diesem Forum und gleich auf diesen Beitrag gestoßen.
Meine Frage wo bin ich hier hingeraten? Blues und Geld Geld und Blues was soll das?
Wenn einer mit seiner Musik (ob Blues oder nicht) Geld verdienen kann so ist das schön für ihn. Wer kann den das schon. Die anfallenden Kosten gedeckt zu haben ist doch ok.
Ein Hobby ist ein Hobby und wer mit Musik Geld verdienen muss oder kann der muss doch recht hart arbeiten und damit meine ich nicht nur am Abend den Blues zu spielen.
In einer Kneipe kam ich mit einem jungen Musikstudenten ins Gespräch. Er sagte er würde gern am Abend in den umliegenden Kneipen zur Unterhaltung spielen aber die Kneiper wollten nicht genug Geld bezahlen. Also hat er gar nicht gespielt und für sein Bier bezahlt. Ihn kannte keiner, er hat keine Erfahrungen gesammelt usw usw.
Der Kneiper hatte später einen anderen am Klavier sitzen der machte ne gute Stimmung und lies am Ende einen Hut rumgehen. Jeder gab dem Jungen was er wollte der Kneiper hatte guten Umsatz und hat noch was draufgelegt. Später hat sich aus der Sache noch was ordentliches entwickelt.
Und nun möchte ich mal hoffen das die anderen Beiträge nicht ums Geld gehen, ich habe nämlich auch keins. Gruß Uwe
Bei 5,-€ Eintritt braucht es mindestens 30 zahlende Gäste sonst zahlt die Band zu! Gehen in einen Club ca. 120 Personen so verbleibt bei vollem Haus für die Band noch 450,-€ pro Musiker ca 110.-€ Davon kann er dann noch die Kosten für die Proben (Proberaummiete, Fahrtkosten zur Probe etc.)abziehen. Als Möbelpacker wird er dann auch den Tarnsporter be-, ent,- be,- und wieder entladen und stundenlang An- und Abfahren... "'tschuldigung, darf ich mal vorbei(!) yap, diese Kiste wiegt wirklich so viel wie sie aussieht, ich trage das Glas Bier gerne mit raus..."
Ich denke, dies macht klar, daß keiner der semipro- Bands es wegen des Geldes macht!
Nein, man macht es für den Beifall und die gemeinsame Begeisterung! Support your local Blues Band!! Hört euch den neuen Boogie "Feel'n Phunky" an!
Soulide Grüße und Guten Rutsch Werner Soulmatist (mit Bandscheibenschaden) http://www.soulmatic.com
Ein berühmter Blueser hat immer dicke Ringe an den Fingern. Wozu brauchen die Gitarristen so viele Gitarren? Warum sind die meisten Blueser auf der Bühne so nachlässig gekleidet? Die Musiker machen ihre Gage immer an der Steuer vorbei...! Nur zwei Stunden Arbeit für so viel Kohle und dann noch kostenlos essen und trinken? Eine CD für 15 Euro, wo der Rohling nur unter 1 Euro kostet?
Nun mal Vorurteile beiseite. Die Rechnung ist angehübscht, ich könnte auch eine Gegenrechnung aufmachen. Oder besser vermarkten und Kohle verdienen...
yap, hab's ein bischen geschönt - die Kosten für die Instrumente und Anlage sind noch nicht drin...
Die Sache mit den Ringen an den Fingern ist wie bei den Ringen der Seefahrer an den Ohren.. -> Damit in jedem Fall die Beerdigung bezahlt werden kann...
Kosten für eine CD... Wenn's nur der Rohling wär Wenn man für eine CD 15,- Teuros verlangt so sollte sie schon hohen Anforderungen genügen. d.h.: -Studiokosten -Toningenieur -Mastering -Mastering Ingenieur -CD-Design -Vervielfältigung und Konfektionierung Gerade im Blues, R&B - Bereich sind die Studiokosten bzw. die Anforderungen an den Tonkutscher relativ hoch, da man noch meist euf ein reales Drum-Set und reale Verstärker wert legt, und in in der Regel auf den Einsatz von Samples und Loops verzichtet.
Wenn die Band dies ales alleine stemmt, hat sie erst mal ca. 2000,- € Vorleistung. Und das muß dann ja mal wieder reinkommen...
2 Stunden Arbeit??!!! also... Liste Treffen um spätestens 17:00 Abrödeln der Anlage Beladen Transporter 18:00 Fahrt zum Club 1 bis 2 h Ankunft 20:00 Moment... Mist, sollten wir dann nicht schon spielen... Also Treffen um 16:00 Abrödeln der Anlage Beladen Transporter 17:00 Fahrt zum Club 1 bis 2 h Ankunft 19:00 "Ihr seid aber spät dran...." Ausladen, Aufrödeln der Anlage, Soundcheck 20.00 -->spielbereit (!)
Konzert (Gewichtsverlust 2-3 kg trotz Flüssigkeitsnachschub)
Fix und Fertig 1:00 1:30
Abrödeln der Anlage,Einladen 2:00 (das geht SCHNELL) Fahrt zum Proberaum Ankunft 4:00 Ausladen fertig 4:30 Also 12 Stunden mal 4 Personen -> 48 h Wir hatten ja (siehe oben ca. 400,-€ übrig (wenn's gut läuft bei 120 Personen) das wäre also ein Stundenlohn von: 8,33 Brutto Damit 5,40€ netto für schweistreibende Nachtarbeit...
Ich warte jetzt auf die Gegenrechnung, evtl reicht's ja doch für einen Ferrari
Der Eintopf wird auch nicht leckerer, wenn man mehr hineinschmeisst. Stell Dir vor Du bsit allein, bist sehr aktiv, hast Gigs zum Abwinken. Dein Radius ist so gewählt, dass Du bei geschickter Planung und Anmeldung bei der GEMA garnicht zum Gig erscheinen mußt, kassierst aber und kassierst. Es soll Musiker geben, die davon mehr als gut leben. Mach Dich mal bei der GEMA schlau.
Dies ist mit ein Grund, warum wir nicht Mitglied der GEMA sind. Wie schon an anderer Stelle vermerkt, falls vom Veranstalter gewünscht verzichten wir auf's Covern und spülen nur neue Sachen. Hörprobe? Guckst Du hier:Bluesmucker lehrt Songwritern das Fürchten Soulmatic steht mit "Feel'n Phunky" in der Liste in Zeile 10
Eure Rechnungen kann ich wirklich gut nachvollziehen. Heutzutage kostet leider alles viel Geld. Natürlich macht man das Ganze aus der Liebe zur Musik und zum Blues, aber in der heutigen Welt herrscht soviel Bürokratie und Geld spielt eine sehr große Rolle.
Bei Deiner Zeittafel im Bereich "Abrödeln" wäre übrigens noch die Zeit für die Fahrt vom Probenraum in X - D´dorf - nach dem Abladen bis nach Hause in Y - Köln/Bonn (oder umgekehrt) - anzusetzen. Da kannst Du etwas im Stundenbereich dazu tun. Bei einer voll elektrifizierten Combo scheidet die denkbare Variante "Zeug im Kofferraum lassen" komplett aus; meist ist die ganze Rückbank voll. Die andere denkbare Variante "Zu Hause zwischenlagern" kommt auch nur zweimal in Betracht - das erste und das letzte Mal.
Doch selbst damit ist die Story nicht zu Ende. Nach Auftrittsstress und Nachtschicht kriegt man "am Tag danach" ziemliche Probleme, wenn man zwecks vollschichtiger Erfüllung heutiger Produktivitätsanforderungen (zurückhaltend formuliert) morgens anzutreten hat oder zwecks Überzeugung der anspruchsvollen Kundschaft sein Bestes zu geben hat. Das kostet weit mehr als nur verstärktes Gähnen. Jedes Mal ein Tag Urlaub dranhängen geht nicht. Bei realistischer Betrachtung kann man sich sowas höchstens 2 -3 mal im Jahr erlauben und ansonsten nur "Fr/Sa-Gigs" annehmen. Das ist selbst mit einer Vervierfachung des von Dir berechneten Stundenlohnes nicht aufgewogen, wobei auch dieser Stundensatz bei realistischer Betrachtung nicht bei allen Gigs zu erzielen ist.
Was heißt das für unser Thema: Das heißt zunächst: Für einen Normalbürger mit vollem "day-time-job" ist der Blues zu teuer - er kann es sich nicht leisten, ihn ab einem gewissen Level selbst zu spielen. Eine Vorgabe wie "Dienstags nie" ist weder potenziellen Veranstaltern noch Mitmusikern zu vermitteln, die mit der Musik ernsthaft ein wenig Geld verdienen wollen. Allein die Vorstellung ist schon strafbar. Dass "Gage schwarz" keine wirkliche Lösung sein kann, braucht ja wohl nicht weiter ausgeführt werden.
Das heißt weiter: Hiesiger bürgerlicher Musikliebhaber, finde Dich mit diesen Verhältnissen ab und lasse ohne großen Murren und Knurren einen kleinen zweistelligen Betrag an der Kasse, wenn auswärtige Bands, von denen man sich nach ihren Vorleistungen was versprechen kann, in Deiner Gegend 2 Stunden lang ihr Bestes geben wollen. Mache Dir klar, was dahinter steht und was "nebenbei" nicht zu stemmen ist. Umgekehrt folgt daraus, dass ein Mr. Nobody mit bescheidenen Darbietungen oder eine Truppe uninspirierter Herrschaften, die teilnahmslos ein ordentliches Programm runternudeln, niemanden in die Lage versetzt, vom bürgerlichen Musikliebhaber an der Abendkasse 12 oder mehr Euro Eintritt zu verlangen. Der bürgerliche Musikliebhaber darf dann, wenn ein solcher Fall eintritt, sehr wohl Murren und Knurren und er darf dann das nächste Mal die Euronen sehr wohl für was anderes als Blues ausgeben.
Das führt zu einer für Musiker unerfreulichen Konsequenz: Leider ist der Musiker in diesem Spiel vorleistungspflichtig, und vorleistungspflichtig sein, ist für keinen Vorleistungspflichtigen gut. Dafür gibt es im Musicbizz genug Beispiele, die in anderen Threads ja schon zitiert worden sind, und John weist ja mit Recht immer darauf hin. So funktioniert aber das Spiel nun einmal. Der Musiker hat in diesem Spiel auf jeden Fall eine Leistung abzuliefern, die ihr Geld wert ist, und zwar ganz gleich, ob vor- oder nachleistungspflichtig. Das ist übrigens für Angehöriger anderer vorleistungspflichtiger Berufsgruppen nicht anders. Der Musiker mit Interesse am Geldverdienen muss sich immer fragen, ob er für das was er da abliefert, auch wirklich anderen die zweistelligen Euro-Beträge aus der Tasche ziehen kann. Der Hobbymusiker mit vollschichtigem day-time-job kann das nicht, und er sollte sich in dieser Beziehung selbst nichts vormachen. In den "12 oder mehr Euro-Bereich" kann er mit seinem Möglichkeiten kaum kommen. Der, der Musik ganz oder teilweise zu seinem Beruf gemacht hat, muss sehen, dass er bei seiner kostenpflichtigen Show ganz deutlich diesen berühmten Tacken mehr bringt, als es der mehr oder weniger talentierte Hobbyist kann, und er muss sehen, dass das geneigte Publikum ihm das schon vor Konzertbeginn zutraut. Dann ist der Blues nicht zu teuer, sondern sein Geld wert.
Nicht selten ist er sogar weit mehr als die Summe des verlangten Eintrittsgelds wert, so dass Dritte ihn subventionieren müssen, was der Fall ist, wenn Spitzenleute rüber kommen (Siehe Blues Fest Leverkusen 2008 - M.W. Sponsor Stadtwerke Lev - oder Severn Records Soul Review mit Darell Nulisch, Tad Robinson, Alex Schultz u.a. - Sponsor Deutschlandfunk). Fehlen diese, kommt der Blues halt nicht zum deutschen Publikum (s. Michael Burks Ende 2008 und - mit einer Ausnahme - Joe Louis Walker 2009) und das war´s dann.
Wolfgang
P.S. @Guennes: Die Vorstellung von Gigs zum Abwinken in allen Ehren, aber bitte: wo, wenn nicht für lau oder quasi-lau, gibt´s das in diesem Genre? Ich hatte in diesem Forum schon einmal das Beispiel Corey Harris genannt. 2 weltweit vertriebene hochgelobte Alben mit (fast) nur eigenem Material, in allen Fachzeitschriften persönliche Storys, Preise abgeräumt, mindestens seit 30 Jahren auf diesem Gebiet tätiger deutscher Veranstalter - und dann in der "Kaschämm" in Köln weit weniger als 70 zahlende Zuschauer. Dem hat kein Schlaumachen bei dem GEMA, BMI, ASCAP geholfen, und der Kaschämm schon gar nicht. Die gibt`s so gar nicht mehr, was die Zahl denkbarer Gigs wieder etwas verringert hat
Was sind wir doch alles für arme Säcke! Wir haben ein tolles Hobby und eine große Passion - und keiner bezahlt uns dafür, tss, tss, tss! Stellen wir uns mal für einen kurzen Moment vor, wir würden nicht auf Blues stehen, sondern, sagen wir mal, auf Segelfliegen, Schach spielen, in den Swingerclub gehen, in der dritten Kreisklasse kicken - oder was der Menschheit noch alles an Beschäftigungen eingefallen ist! Hätten wir also eine andere Liebhaberei als Bluesmusik spielen, hören, sammeln, dann würden wir ohne zu motzen in dieses andere Hobby investieren - und es geil finden, im Segelflugzeug über die Landschaft zu fliegen, irgendwen schachmatt zu setzen, irgendwen im Swingerclub - na Ihr wisst schon -, oder gruseligen Fußball zu spielen. Hobby ist eben Hobby - und dafür wird man in der Regel nicht bezahlt, sondern man investiert in dieses Hobby aus Gründen, die mit Kommerz nichts zu tun haben.
Bei Musikern ist das aber alles anders. Die wollen Spaß beim Musizieren haben - und auch noch Kohle dafür bekommen. Ne, ne, Kollegen, so funktioniert das nicht! Ich mache seit mehr als drei Jahrzehnten Musik, mal mehr, mal noch mehr. Ich habe viele Konzerte und Sessions gespielt, mal tolle, mal nicht so tolle. Ich habe viele Menschen kennen gelernt, die meine Liebe zur Musik teilten - manche waren nett, andere einfach nur doof und ein paar Vollidioten waren auch dabei. Aber was immer ich mit der Musik gemacht habe oder die Musik mit mir gemacht hat - es war immer eine gute Wahl. Und es war jede Mark und jeden Euro wert, den ich investiert habe. Und das wird auch in Zukunft so sein!
Mit einem Satz: Wem der Blues zu teuer ist, der muss sich ein anderes Betätigungsfeld suchen! Schönen Gruß
Kann das nur bestätigen, klare Worte von Wolfgang und Markus - wir ziehen am selben Strang, sogar auf der gleichen Seite. @Markus: möchte hier nicht jammern, sondern einfach die Kosten für den "Betrieb" einer Band klarmachen. Wir machen das, was Wolfgang beschreibt(siehe Gigliste), d.h. der Weg ist das Ziel, und wenn die Pfeile der Perser den Himmel verdunkeln, so kämpfen wir im Schatten. "Hey, und diese neumodischen Windmühlen sind wirklich groß..." Wir sehen uns...
Jau, Werner, die Kosten für das Band-Dasein kennen wir doch alle! Aber wie schon gesagt: Wer Spaß haben will, der muss auch mal was spendieren! Ich trage jedenfalls meine Klampfen, meinen Amp und wenn es sein muss auch noch ein paar Boxen überall da hin, wo es rockt und bluest - und wo ich spielen will. Dafür ist mir keine Mühe zu viel, weil nun mal die Musik genau das ist, was ich machen will und machen kann. Manchmal reicht es auch schon, wenn ich zu Hause auf dem Sofa in die Saiten lange und mir dazu ein paar fröhliche Blues-Weisen singe. Ich stelle mir keine Rechnungen auf, denn die Freude an der Musik lässt sich nun mal nicht in Formeln verpacken. So isses und so bleibt es! Ich wünsche allerseits viel Spaß beim Blues machen und genießen und freue mich auf viele gepflegte Zwölf-Takter im nächsten Jahr! Besten Gruß
Zitat von MarkusJau, Werner, die Kosten für das Band-Dasein kennen wir doch alle!
Markus, da gibt's hier Beiträge die mich diesbezüglich etwas verunsichern.
Wie halten wir die Anzahl unserer Finger und Zehen konstant (die Folgen in einsamen Gebirgsdörfern kennen wir ja)
Eine lokale Session-Szene kann dies nicht alleine richten. Es werden funktionierende Bands mit überregionalem Austausch benötigt. Geschieht dieser überregionale Austausch nicht, so könnnen wir in einem anderen Thread weitermachen: "Ist der Live-Blues am Ende".